Die alte INTERFLUG im www
Historische Betrachtungen zur einstigen DDR-Fluggesellschaft INTERFLUG

last updated:
23.09.2016


Revision 3.0
Martin Weiler Teil 8

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Rückblick auf 40 Arbeits-Jahre am Flughafen Schönefeld

Wenn ich auf die Zeit von 1957-1997 zurückblicke, kann ich insgesamt folgendes feststellen :

  • Ich habe es in der DDR-Zeit fast immer geschafft, meine und die Interessen des Betriebes, zum gegenseitigen Vorteil, unter einen Hut zu bringen und somit das Hobby ( Elektronik ) zum Beruf zu machen.
  • die Arbeit war interessant und abwechslungsreich und wir haben aus einem Minimum von Material, das maximal Mögliche herausgeholt.
  • viele technische Einrichtungen haben wir selbst entwickelt und dabei unser Fachwissen bedeutend erweitert 
  • trotz aller technischen Mängel und Probleme oder gerade deswegen, haben wir alle viel gelernt
  • politisch haben wir sehr viel diskutiert, auch sogenannte "heiße Eisen" wurden nicht ausgeklammert - Nachteile haben sich daraus für uns nicht ergeben
  • wichtig war nur, dass die Betriebsfunktion der Anlagen und damit die Flugsicherheit unter allen Umständen gesichert wurde - dann konnte man schon mal unbequeme Themen aufgreifen und das unter den Augen der allgegenwärtigen Mitarbeiter der Stasi
  • Nach der Wende kam natürlich die Marktwirtschaft voll zum Tragen: Für alle Arbeiten, die an Fremdfirmen zu vergeben waren, mussten juristisch einwandfreie Ausschreibungen erstellt, mindestens 3 Angebote eingeholt und nach ökonomischen Gesichtspunkten geprüft werden. Meist fand erst die 5. Version die Zustimmung des Vorgesetzten
  • dazu kam dann noch die umfangreichen Auftragsabrechnungen für geleistete Entstörarbeiten, die für andere Abteilungen ausgeführt wurden
  • Durch noch vorhandene zwischenmenschlichen Beziehungen haben wir aber vieles noch, zum gegenseitigen Vorteil, speziell bei der Störungsbehebung, absichern können , ohne den Papieraufwand in die Höhe zu treiben
  • zum anderen waren wir als gelernte DDR-Bürger in der Lage, spezielle Ersatzteile durch Provisorien zu ersetzen, um die Zeit bis zur ordnungsgemäßen Reparatur zu überbrücken
  • durch die Vielzahl der eingeführten neuen Technik, haben wir diverse Lehrgänge besucht und unser Wissen auch in dieser Hinsicht ergänzen können
  • Jetzt wo ich diese Zeilen schreibe, bin ich mit 74-Jahren offizieller Rentner und habe immer noch viel tun.
  • Viel Zeit wird dem Hobby ( Amateurfunk, Computertechnik, allgemeine Elektronik ) gewidmet.
  • Am Häuschen und im Garten gibt es immer was zu tun und auch die Familie, inzwischen sind ja Enkel da, erfordert ihr Recht.
  • Und dann kann man ja auch noch verreisen - wobei ich vorwiegend das Auto benutze, um die vielen weißen Flecken auf der Landkarte zu tilgen.
    Während meiner Arbeitszeit habe ich durch die erhaltenen Freiflüge, genügend lange Strecken im In- und Ausland ( die längste war nach Kuba ) zurückgelegt.

Übrigens fällt mir dazu noch eine Episode ein.

In der DDR war es üblich, Studenten aus den Entwicklungsländern an den Hochschulen auszubilden und sie dann in den Betrieben ihr Praktikum ausführen zu lassen.
Nun musste ich 2 Studenten aus Kuba unter meine Fittiche nehmen und ihnen eine Aufgabe übertragen. Sie sollten ein spezielles Messgerät entwickeln, mit dem wir einen bestimmten Wert an unseren Navigationsanlagen mit hoher Genauigkeit ermitteln wollten.
Die theoretischen Grundlagen hatten die beiden schnell geschaffen, brauchten aber dazu ein elektronisches Bauteil, welches im damaligen " Werk für Fernsehelektronik " in der Entwicklung und in der ersten Phase der Fertigung war.
Also habe ich mich mit den beiden Kubanern zum technischen Leiter des Werkes  begeben, um ein solches Teil ( heutzutage nur ein paar Cent wert ) zu beschaffen.
Nach einem mindestens halbstündigen Vortrag vom Parteisekretär, über die Wichtigkeit und hohe volkswirtschaftliche Bedeutung dieses Bauteils, den wir klaglos über uns ergehen ließen, konnten wir endlich zufrieden gestellt werden.
Natürlich war die enge Verbundenheit mit dem kubanischen Brudervolk ( damalige Lesart ), ein nicht zu unterschätzender Faktor bei dieser eigentlich lächerlichen Angelegenheit.
Wir haben uns dann außerhalb des Werksgeländes köstlich amüsiert.

Sie haben die Aufgabe mit gutem Erfolg gelöst und sind nach ihrem endgültigem Studienabschluss, in Kuba, im Verkehrsministerium eingesetzt worden.

Ich habe lange Zeit nichts mehr von ihnen gehört
Ein paar Jahre später hatte ich im Mai 1989, vom Betrieb eine Kubareise ( im Auswahlverfahren ) zugesprochen bekommen - hat mir zwar 6000,- DDR-Mark gekostet - war die Sache aber wert, da ich mit meiner Frau in 14 Tagen fast die gesamte Insel überquert und unvergessliche Eindrücke gewonnen haben.
Zwar alles in einer Reisegruppe und unter diskreter Überwachung durch den immer präsenten MFS-Mitarbeiter, aber trotzdem mit relativ großer Bewegungsfreiheit.
Bei der Abfertigung zum Rückflug, sah mich der Beamte aufmerksam an und bedeutete mir und meiner Frau, doch mit ihm zu kommen.
Die anderen Teilnehmer der Reisegruppe mussten noch in der Abfertigungs-Halle bleiben, während er uns zum Flugzeug führte, die besten Plätze in der ersten Klasse reservierte und eine gute Heimreise wünschte.
Warum, ist uns bis heute noch nicht ganz klar geworden, aber eventuell haben die beiden ehemaligen Studenten, einen Tipp gegeben.

Ich könnte noch vieles andere beschreiben, aber irgendwann muss Schluss sein, sonst wird es langweilig.

PS:
Die in den ersten Teilen gemachten Ausführungen zur Technik, mögen heutzutage als primitiv erscheinen, waren aber in dieser Zeit ausreichend, um darauf aufbauend, die Flugleitung nach internationalen Vorschriften zu ermöglichen.
Es war ja die Zeit des sogenannten „Kalten Krieges“ und damit verbunden, die begrenzte Möglichkeit des Imports moderner Technik aus dem westlichen Ausland.
Durch laufende Anpassung der Technik an die Anforderungen der Flugsicherung, zum großen Teil mit eigenen Mitteln, haben wir auch dazu beigetragen, den internationalen Erfolg der Interflug zu gewährleisten.

Die genannten Zeiträume in den Titeln sind nur als Anhaltspunkte zu bewerten und stellen keinesfalls exakte Datumsangaben dar.
Ergänzungen und eventuelle Richtigstellungen nehme ich gerne zur Kenntnis.
 

Quellennachweis

Alle im Text gemachten Angaben, einschl. der Bilder, sind von mir nur für den privaten Gebrauch, bzw. als Information über mein Arbeitsleben bei der Interflug, bestimmt und nicht für die kommerzielle Nutzung vorgesehen.
Die verwendeten Fotos sind zum Teil aus dem Internet ( siehe Quellenangaben ) entnommen worden oder stammen als bearbeitete Auszüge von allgemein zugänglichen DDR-Interflug-Flyern bzw. aus DDR-Zeitschriften. Alle anderen sind private Fotos oder private Archivunterlagen.
Ich bedanke mich bei folgenden Institutionen und Personen für das die Bildmaterial:

Wikipedia / wiki /Barkas ... / Wartburg.../B-1000.../IFA_H3A ...
Wikipedia / wiki / ADF ( RadioKompass )
Elektroda.pl/rtvforum/topic 68573.html ( Lambda 5)
Forum.valka.cz/vievtopic.php/t/81661 ( Lambda 4 )
Forum .valka.cz/viewtopic,php/t/63675 ( Par8-s )
Bundesarchiv_Bild_183-S84139_ Mast Königswusterhausen )
Makarateyp.com/MG/Smaragd/Smaragd2.htm
Radiomuseum.org - Sammlung Wolfgang Lill ( USE-600 )
Herr Heinz Schrauf ( Pentacon –Super )
Herr Manfred Soldan •  webmaster@luftfahrt-erfurt.de  ( Luftstrassen-Schema )
OM  LY3JE ( Jonas Korsaka ) ( Funkstation R800
OM  DO8UWE (Uwe Bindhak ) (Empfänger „Dabendorf“ )

Sollten dabei, wider Erwarten etwaige Copyright-Bestimmungen verletzt worden sein, bitte ich um Entschuldigung und um Nachricht, welche Bedingungen nachträglich zu erfüllen sind.

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